Bild von Neuenstein nach der Restaurierung.

Vor kurzem kam ein Kunde in unser Atelier und brachte ein Gemälde eines Hobbykünstlers mit, der um 1940 die Stadtansicht von Neuenstein in Ölfarben auf Leinwand gemalt hat.

Auf dem Bild war das elterliche Wohn- und Geschäftshaus unseres Kunden abgebildet.

Dies machte es für den Besitzer besonders wertvoll, verbanden ihn damit doch schöne Erinnerungen an seine Familie und eine aufregende Jugendzeit in Neuenstein.

 

 

Bei der Beratung wurden folgende Punkte analysiert:

  • Art der Malerei sowie deren Technologie
  • Bildträger und dessen Beschaffenheit
  • Zuordnung und Biografie des Künstlers
  • Wertanalyse des Gemäldes
  • Aufnahme der vorhandenen Schäden
  • Maßnahmen und Erstellung eines Restaurierungskonzeptes
  • Kostenschätzung und Angebot
  • Dokumentation

Bild von Neuenstein vor der Restaurierung

Durch die zu fett eingestellte Leinwandgrundierung konnte sich die Malerei nicht ausreichend mit dem Malgrund verbinden. Die Malerei hatte sich aufgrund von Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen schollenförmig vom Malgrund abgelöst und wäre schon durch leichtes Anpusten für alle Zeit verloren gewesen.

Der Schutzfirnis war stark gebräunt und verschmutzt. Biologische Ablagerungen, wie Pilzbefall und Insektenexkremente, waren erkennbar.

 

 

Fazit:
Ein hoher Arbeitsaufwand für ein Gemälde mit fast ausschließlich ideellem Wert!

Dennoch bekamen wir den Auftrag, diese kleine Kostbarkeit zu restaurieren.

Um das kleinformatige Gemälde erhalten zu können, musste nun zuerst die Malerei mit Hilfe von Störleim unter Verwendung einer Heizspachtel gesichert, gefestigt und anschließend vorsichtig mit Akapad gereinigt werden.

Mit einem individuell eingestellten Lösemittel wurde mit Hilfe von Wattestäbchen der gebräunte Schutzfirnis gelöst und abgerollt. Bevor kleine Fehlstellen mit Kreidekitt geschlossen werden konnten, musste die Leinwand nachgespannt werden. Nach einer Zwischengrundierung erfolgte die Farbretusche der Fehlstellen in reversibler Technologie. Zum Abschluss wurde, nach ausreichender Trockenzeit, ein Schutzfirnis aufgebracht, der den Farben eine schöne Brillanz verlieh.

Als der Kunde seinen kleinen Schatz abholte, war er hoch erfreut über die gelungene Restaurierung – und wir bedankten uns für das entgegengebrachte Vertrauen.

Der späte Lohn für die Investition in den ideellen Wert.

Manchmal schläft man auf einem Schatz, ohne es zu merken.

Ein halbes Jahr später nahm dieser Kunde erneut Kontakt zu uns auf und sagte uns, dass sein Vater, der in dem Haus in Neuenstein gewohnt hat, inzwischen verstorben ist. Bei der Haushaltsauflösung hatte er unter dem Bett des Vaters ein großes, dunkles, unansehnliches Gemälde mit schwarzem Bilderrahmen gefunden.

In Erinnerung an das letzte Erfolgserlebnis wollte er, dass wir uns das „hässliche Entlein“ einmal ansehen, bevor es in den Müll wandert.

Vor der Restaurierung des Gemäldes – Schloss Meersburg am Bodensee

Trotz der starken Verschmutzung und des durch Alterung gebräunten Schutzfirnis konnten wir das Schloss von Meersburg am Bodensee mit den darunter liegenden Weinbergen erkennen. Diese Ansicht war uns von einem Familienurlaub her noch gut in Erinnerung.

Aufgefallen ist uns sofort der mit leichter Hand souverän ausgeführte Pinselstrich.
Durch die Signatur und Datierung 1914 konnte der Meister dieses Kunstwerks rasch ermittelt werden.

Da die Recherche ergeben hatte, dass der Künstler mit seinen Werken in der Staatsgalerie in Stuttgart vertreten ist und es sich um ein wertvolles Gemälde handelt, entschied sich der Besitzer für eine Restaurierung.

Nachdem der Schmutz und der stark gebräunte Firnis abgenommen war, der die Farben stark verändert hatte und sie dunkel erscheinen ließ, wurden die originalen Farben in ihren fein abgestimmten Farbnuancen wieder sichtbar. Sie fügten sich zu einer wundervollen Herbststimmung zusammen.

Kleine Löcher und Risse im Leinwandgemälde konnten mit Hilfe von Schweißpulver und einer Heizspachtel verbunden und geschlossen werden. Nachdem die Leinwand nachgespannt und kleine Risse und Löcher mit Kreidekitt geschlossen waren, konnte das Gemälde, nach ausreichender Trocknung, grundiert werden.  Die Farbretusche wurde in reversibler Technologie ausgeführt. Der Schlussfirnis verlieh den Farben eine wunderbare Tiefenwirkung und Brillanz.

Auch der Rahmen wurde restauriert. Die Fassung wurde gesichert, gefestigt, gekittet, retuschiert und aufpoliert.

So konnten wir durch die Restaurierung den verborgenen Schatz wieder sichtbar machen.

Bei unserer letzten Begegnung hat mir der Besitzer erzählt, dass sich seine Frau und er täglich an dem Bild erfreuen. Ein mehr als großzügiger Lohn für die erste Investition in einen eher ideellen Wert.

Schauen Sie doch heute mal bei sich nach. Vielleicht haben Sie ja auch einen verborgenen Schatz in Ihrem Zuhause, ohne es zu wissen. Wir helfen Ihnen gerne bei der Bewertung.

Erinnerung lebt von Pflege

Alles Gute
Ihr
Klaus Hub